Kannst du dir etwas Besseres vorstellen, als das Aufwachen an einem Sonntag in Berlin – ohne zu wissen, was zu erwarten? Ich kann es nicht! Am vierten Tag in Berlin wachten wir mit dem Plan auf, die Fahrrädern für den ganzen Tag zu vermieten. Das ergab sich als die allerbeste Entscheidung! Ich kann es gar nicht mit Worten beschreiben, was für ein tolles Gefühl diese Freiheit ist, ein Fahrrad durch Berlin zu fahren, die leichte Sommerbrise im Haar fühlen und jeden Moment davon zu genießen.
Es ist ganz normal, ein Fahrrad dort zu fahren, egal wohin man hingeht. Eigentlich ist es wie ein Lebensstil, und außerdem, Fahrrad fahren in einer Stadt so groß und schön wie Berlin bringt dich überall in kürzester Zeit hin. Wir begannen unseren erstaunlichen Radfahren-Sonntag als echte Berliner – mit einem Brunch. Es ist ein Konzept, das wir in Kroatien auf jeden Fall vermissen und sollten es hier so schnell wie möglich bringen. Man zahlt circa 10 € und isst alles, was man esen will. Es ist eine Sonntagstradition in Berlin – stundenlang mit Freunden brunchen. Das ist richtig – wir trinken Kaffee stundenlang und sie machen dasselbe mit ihrem Brunch. Dort findet man so viele nette Kneipen, die perfekte Brunch Menüs anbieten. Wir haben eine von ihnen in Neukölln gefunden und haben sie wirklich genossen.
Erfrischt und energievoll sind wir zum ehemaligen Flughafen Tempelhof fortgefahren. Vielleicht erscheint das seltsam für uns, aber Berliner lassen ihre Orte und Dinge nicht ohne Zweck sein. Sie wandelten diesen alten Flughafen zu einem Ort für Familien, wo man sich entspannen kann, grillen oder einfach nur chillen.
Da gibt`s kilometerlange Pisten und überall viele Grünflächen. Leute fahren ihre Fahrräder, machen Yoga, Pilates, spielen Fußball und Tennis. Es war so ein gutes Gefühl alle diese Leute mit Familie und Freunden zu sehen. Du denkst, dass ist cool? Dort entdeckten wir etwas noch cooler – die Urban gardening Fläche. Da machen sie diese niedlichen kleinen Gärten mit kleinen Sämlingen von Obst und Gemüse, um die sie sich dann kümmern. Die sind aber nicht nur kleine Gärten.
Es ist ein Ort wo Berliner sich mit der Natur verbinden können. Da haben sie kleine Liegestühlen und Tischen, so dass sie sitzen oder liegen und einfach nur entspannen können.
Da waren wir den ganzen Nachmittag mit ein paar Freunden von unserer Lehrerin Ivana und dann sind wir zu den berühmten Überresten der Berliner Mauer – die bekannte East Side Gallery gegangen.
In Berlin ist es unmöglich, von einem Ort zu einem anderen zu gehen, ohne zu stoppen und ein paar Plätze dazwischen zu bewundern. Auf unserem Weg zur East Side Gallery hielten wir an einem Ort, an dem wir in der Nacht davor waren und haben es in einem ganz neuen Licht gesehen.
Außer netten Restaurants unter den Weiden fanden wir einen Beach-Club am Fluss und eine Straße mit coolen inspirierenden Zitaten.
Für mich ist es ganz anders diese Zitate in Berlin oder irgendwo anders zu lesen, weil ich fühlte, dass sie da wirklich etwas Reales bedeuten. Das “Do everything” Zitat war für mich so stark, weil dort man wirklich alles tun kann, was man möchte. Wir haben da ein paar Fotos gemacht und sind weitergefahren.
Ich dachte, wie toll unser Tag war und wie es nicht besser sein könnte, aber dann überraschte Berlin uns – noch einmal. Wir waren auf der Elsenbrücke zwischen Ost und West Berlin und genau in dem Moment haben wir diese tolle Aussicht vor uns gesehen. Links von uns war ein perfektgestimmter Sonnenuntergang mit dem Denkmal des berühmten Molecule Mann, der über den Fluss stand und auch ein Teil vom Fernsehturm dahinter.
Wir hätten diesen Moment nicht besser auswählen können. Wir fühlten, als gäbe uns Berlin ein tolles Geschenk, das wir niemals vergessen werden.
Endlich sind wir zu den Resten der Berliner Mauer – die East Side Gallery in Friedrichshain gekommen. Es ist eine außergewöhnliche Idee der Künstler, einen Treffpunkt zu erzeugen, der die alte und neue Berlin als Metapher für getrennte und vereinte Deutschland zeigt. Alle Bilder auf einer 1316m langen Mauer sind sehr stark und machen dich wirklich über diese dunkle Zeit in der deutschen Geschichte zu denken.
Nach so einem erfüllten Tag haben wir ein gutes mexikanisches Restaurant für das Abendessen ausgewählt und haben leckeres Essen probiert. Später sind wir zurück nach Hause nach Prenzlauer Berg gefahren, durch die wunderbare Karl Marx Alle, eine monumentale sozialistische Straße. Diese Nacht sind wir mit einem Gedanken in unseren Köpfen eingeschlafen: „Berlin – alles ist möglich!“
Autor – Željana Boban, Niveau B2.2.
“Nikada više ne planiram. Ja samo živim ovaj život. Ponekad kako želim, ponekad kako moram. Sitnice mi boje život. Sitnice su sreća. Zato ja volim male stvari. I velike torbe. Svuda ih sa sobom nosim, jer sebi dugujem još po neku šetnju između očekivanog i neplaniranog.” (Ivo Andrić)