Liebe Freunde,
es freut mich sehr von meiner neuen österreichen Adresse zu schreiben. Ich glaube, dass ich die fröhste Mädel auf der Welt bin. Seit ich hier bin, hab ich sehr viel an mich selbst gearbeitet und jetzt bin ich sicher, dass Wien sich wie mein Geburtsort fühlt. Als ich hier in Oktober gekommen bin, war ich ganz verloren. Ich wusste die Leute, Strassen, auch die Sprache nicht so gut, und manchmal, hab ich mich gefragt, ob ich wirklich für das hier vorbereitet war. Alles war ganz neu und ich hatte groβe Angst.
Vielleicht hatte ich damals kein Selbstbewuβtsein auch. Obwohl ich die gröβte Unterstützung von meinen Eltern hatte, konnte ich nicht nach so viel Zeit, Geld und alles was sie von ihrer Seite gegeben haben, nur aufgeben. Ich wusste dass ich einen Weg finden muss, um mich zu integrieren. Tag für Tag war das alles viel einfacher… Mit der Zeit hab ich meinen ganzen Bezirk kennengelernt, alle Schönheiten Wiens und seiner Umgebung, die Ernährung, Lifestyle, Nachtleben und am wichtigsten hab ich beste Freunde meines Lebens kennengelernt! Diese Leute haben keine Interesse daran, was meine Eltern arbeiten, wo und wie ich wohne, wie viel Geld ich habe, bin ich rot, weiss, schwarz oder etwas anders. Wir alle teilen dieselben Probleme, stützen und helfen einander wenn es schwer ist. Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass zum ersten Mal meines Lebens ich mich so fühle!
Am Anfang, die ersten sechs Monate meines Lebens hier, war ich in einem Doppelbettzimmer in einem Studentheim, mit einer Frau aus der Mongolei. Sie war 35 Jahre alt, eine Zahnärztin, hatte einen kleinen Sohn dort gehabt und ist hier gekommen um die Sprach zu lernen. Am Anfang war mir sehr schwer sie zu verstehen, auch mit ihr zu wohnen weil sie kein Deutsch oder Englisch sprach, aber nach einer Weile hab ich mich daran gewöhnt. In dieser Periode hab ich sehr viel über die Leute und die Person-Beziehungen gelernt. Ich musste mit 18 Jahre eine andere Kultur und Lebensgewöhnheiten akzeptieren und niemand, einschliesslich mich selbst konnte verstehen wie ich das überhaupt gemacht hatte. Aber, Gott sei Dank diese Periode ist hinter mir und jetzt bin ich in einem Einzelzimmer und teile meine Wohnung mit einer Freundin aus Budapest. Wir sind noch immer in einem Studentheim aber was mir sehr gut gefällt, ich habe mein eigenes Zimmer und meine Privatsphäre. Meiner Meinung nach finde ich das sehr wichtig, weil so kann man wirklich Zeit für sich selbst haben.
Mit meiner Uni und meinem Studium der Maschinenbau bin ich sehr zufrieden. Obwohl das alles sehr schwer und anstregend ist, bin ich sicher dass ich das schaffen will. Am Anfang konnte ich eine groβe Menge von technischen Begriffen überhaupt nicht verstehen (kein Google translate hilft hier) und musste mir sehr viel Mühe geben, um das alles zu verstehen. Ich bin sicher dass nach diesem Studium, mein Deutsch noch besser sein wird und darüber freue ich mich sehr.
Am Ende möchte ich sagen, dass ich ALLEN empfehle, die eine Chance haben, irgendwo anders als Kroatien zu studieren zu gehen! Es muss nicht unbedingt Österreich sein, aber glaubt mir, dass ihr alle erfahren müssen, was Selbständigkeit bedeutet und dann werdet ihr auch eure Freunde, Familie, Geld und Heimat respektieren und lieben. Ich bin sicher, dass eines Tages das alles hinter mir sein wird und dass ich sehr stolz auf mich selbst sein werde!
Viele Grüβe aus Wien!!
Autor – Anđela Silva Medvidović, Niveau C1
“Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden!”